Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden ein Kind in Windeln gewickelt in einer Krippe liegen“ (Lk 2,12)
Liebe Brüder und Schwestern,
Ich freue mich, euch heute ein frohes Fest der Geburt unseres Herrn wünschen zu können. Wie an allen großen Festen erleben wir heute einen wichtigen Moment. Der Herr kommt in unsere Mitte, angetan mit einem Gewand der Armut. Er wählt für seine Geburt ein kleines Dorf in einer unbedeutenden Provinz und wird von einer armen Jungfrau geboren.
Er, der Schöpfer des Universums, der Gott der Götter, der Allmächtige, akzeptiert, sich in den Augen der Menschen an einem Ort zu manifestieren, an dem arme Hirten mit ihren Herden Unterschlupf suchen: eine einfache Höhle. Hier gebiert Maria, nachdem sie nirgendwo anders Unterkunft finden konnte den König der Könige, den Herrn der Herren.
Heute ist uns ein Retter geboren, er ist der Messias, der Herr“ (Luk 2,11) Es ist Gott, der Herr, der uns erleuchtet hat!“ (Ps 117,27), nicht in der Form Gottes, wie der Heilige Basilius der Große sagt, sondern in der Form des Dieners, um denen die Freiheit zu geben, die zum Dienen verurteilt waren. Wessen Herz ist so träge, wer ist so undankbar, dass er sich nicht freut, jauchzt und frohlockt vor einem solchen Ereignis?
All das ereignet sich in einer Demut, derer wir uns vielleicht nicht genügend bewusst sind: Er ist der Retter, er ist Christus, er ist der Herr. Was aber ist besonderes daran in Windeln gewickelt in einer Krippe zu liegen? Was bedeutet dieses Zeichen?
Brüder und Schwestern, durch dieses Zeichen, dieses Mysterium, wird uns deutlich gemacht, dass Gott in Demut zu uns kommt, um uns zu erlösen. Und besser noch, wir werden aufgefordert, uns selbst zu demütigen, um dem Herrn zu begegnen. Durch sein Vorbild gibt er uns zu verstehen, dass der Stolz des Menschen erschüttert wird durch das Verhalten Gottes, der uns anbietet, an seiner großen Demut teilzuhaben, um gerettet zu werden!
Deshalb müssen wir das Weihnachtsfest wie eine Gnade feiern: Die Gnade der Ankunft Gottes, der sich erniedrigt, indem er ein kleines Kind wird. Er, das Wort Gottes, der Logos akzeptiert, nur ein Wimmern von sich zu geben, so wie alle Kinder dieser Welt ... Er, der zur Rechten des Vaters sitzt, wird auf eine einfache Strohunterlage gelegt ... Er, der Erschaffer der Welt zeigt sich uns in einem schwachen und zerbrechlichen Körper und teilt so unsere schmerzhafte menschliche Existenz ...
Ja, wir sind aufgefordert, uns selbst klein zu machen, um die wahre Freude zu erleben: Die Freude, die von Gott kommt!
Lasst uns unsere Lebensweise ändern! Lasst uns unsere Röcke von Fellen (Gen 3,21) ablegen, um das Kleid des Lichtes anzulegen: Lasst uns aufhören, unseren Bruder immer übertreffen zu wollen; sei es durch Wort, durch Kraft oder durch Macht. All das ist ohne Bedeutung!
Ob in unseren Familien, in unseren Gemeinden, in unseren Diözesen oder unseren Kirchen, lasst uns alle unnötigen Diskussionen beenden, jede verächtliche Handlung, jede Demonstration von Macht und Dominanz vermeiden; lasst uns vielmehr Kinder Gottes werden, Menschen, die die Schönheit des Herrn in seiner demütigen Gegenwart wiederspiegeln.
Indem wir dem Beispiel unseres Vorbilds folgen, Jesus Christus, dem Retter, der in einer Krippe geboren wurde, werden wir frei! Unser Verhalten wird dann nicht mehr geprägt von den Moralvorstellungen und Werten einer bestimmten Gruppe, sei sie sozial oder kirchlich. Wir werden nicht mehr versuchen, unseren Bruder zu unterdrücken, indem wir uns als starke Kirche mit vielen Mitgliedern darstellen und so unaufhörlich demonstrieren, dass wir die Besten sind ...
Deshalb wollen wir zur Krippe des Herrn eilen, aber wir wollen uns auf diese Annäherung vorbereiten, so gut wir können, indem wir unser Herz in lebendigem Glauben öffnen, mit einem Gewissen, dass frei ist von allen Fesseln des Stolzes.
Wenn wir in Demut zu leben wünschen, unsere Schwächen erkennen und uns, so wie wir sind, zu Füßen des Gottkindes niederlassen, dann werden wir teilhaben dürfen an dem, was die Engel den Hirten in dieser Weihnacht verkündet haben: Frieden auf Erden und unter den Menschen sein Wohlgefallen!“
Diesen Frieden wünsche ich euch, liebe Brüder und Schwestern und ich versichere euch meine Liebe und meine Gebete.
Die Demut Gottes möge eure Freude sein!
+ Erzbischof Gabriel von Komana